Kraut oder Ochse?
Liebe Geschwister und Freunde,
kürzlich las ich in den Sprüchen diesen Satz:
Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass. (Spr.15,17)
Auch wenn Vegetarier jubeln und Veganer begeistert sind, es geht wahrscheinlich in diesen Aussagen um etwas anderes.
Vom Gesamtkontext der Bibel her ist Essen grundsätzlich kein Problem, wenn es ausgewogen geschieht. Jesus erklärte alle Speisen für rein und Paulus erinnerte daran, dass das Reich Gottes nicht aus Essen und Trinken besteht. Darum gibt es im Christentum keine Speisevorschriften mehr und deshalb sollte niemand aus Essen ein Evangelium machen.
Nachdem wir nun wissen, was dieser Text wohl nicht aussagt, wäre es wichtig zu erfahren, was der Schreiber denn meinen könnte. Was bedeutet für uns heute der Satz:
Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass?
Es könnte hier weniger darum gehen WAS man isst, sondern WIE man isst. Mit welcher Haltung nehme ich Nahrung zu mir.
Zuhause bei Frühstück, Mittag- oder Abendessen oder auch auf der Arbeit. In der Schulpause oder auch im Gemeindekontext. Kraut zu essen oder einen Ochsen zu verspeisen, war in der Antike ein gewaltiger Unterschied. Salat oder Fleisch, zwei völlig verschiedene Speisen. Arme konnten sich keinen Ochsen leisten und aßen Kraut. Was aber nützt das deftigste Gericht, wenn man es mit Hass verspeist? Da bleibt mir das Essen doch glatt im Hals stecken. Wem schmeckt deftiges Essen mit schlechter Gesinnung?
Gab es da nicht mal eine Geschichte, ganz am Anfang der Bibel, als zwei Brüder unterschiedliches geopfert hatten? Kraut, Salat der eine und Fleisch, Schafe der andere. Wie war das nochmal mit Kain und Abel? Auch dort ging es nur begrenzt um die Art des Opfers (Früchte des Feldes oder Erstlinge der Herde). Vielmehr ging es um die Haltung, um die Herzenshaltung, darum ging es. Deshalb auch die Erklärung in Hebr.11,4: Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain.
Zurück zu uns ins Jahr 2024 und zu einigen Fragen zur Selbstprüfung:
– Ist mir bewusst, dass meine Nahrung letztlich aus Gottes Hand kommt (auch wenn oft viel industriell verarbeitet wurde)?
– Habe ich die Freiheit, mich mal von Fleisch zu enthalten bzw. habe ich die Freiheit zum Fleischverzehr?
– Welchen Stellenwert haben für mich Essen und Trinken?
– Wie dankbar bin ich dafür, dass es jeden Sonntag nach dem Gottesdienst Kaffee, Kekse, Kuchen… in der Gnadenkirche gibt?
Ich wünsche allen Lesern einen guten Appetit,
Euer Michael